Tuscan

Nach kaum einer anderen Map waren die Rufe so laut wie nach Tuscan. Diese alternative Variante der damals CPL-ligaexklusiven Map Mill war in Counter-Strike 1.6 ziemlich beliebt. Zwar tauchte im vergangenen Jahrzehnt die ein oder andere Tuscan-Version im CS:GO Workshop auf, doch keine davon war wirklich überzeugend. Bis sich catfood der Sache annahm…

de_tuscan cs go

Lass das mal den Papa machen

Da Valve einst auch Mirage neu erbaute und in den offiziellen Map Pool des Spiels aufnahmen, forderten einzelne Stimmen, dass das auch mit Tuscan geschieht. Die Chancen dafür standen aber nie wirklich gut. Ist aber auch gar nicht mehr nötig, denn Tuscan hat das Glück catfood gefunden zu haben. Dieser bewies zuletzt mit Engage, ebenfalls eine Variante einer einstigen CPL Map namens “Overrun”, wie gut er damalige Wettkampfkarten in die Moderne bringen kann.

Schon vor einiger Zeit ließ er durchsickern, dass er nun auch an einem Tuscan Remake arbeitet. Der Hype baute sich auf. Auf Screenshots diverser Entwicklungsphasen war bereits zu erkennen, dass das Ganze verdammt gut aussehen wird. Und zu gegebener Zeit wurden sogar Profi-Spieler herangeholt, um die Map zu testen. Vor Release war also schon klar, dass catfood hier einen enormen Aufwand betrieben hat.

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Und ja, er hat abgeliefert. Ein Projekt auf so hohem Niveau quasi im Alleingang durchzuziehen, das kann neben catfood kaum ein anderer in der Szene. Beeindruckend und wunderschön, so lässt sich die Optik von Tuscan mit zwei Worten beschreiben. Die friedliche und sommerliche Atmosphäre tut dazu ihr Übriges. Am liebsten würde man an diesem Ort seinen nächsten Urlaub verbringen.

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Vermutlich hat sich catfood von Porto Ercole inspirieren lassen. Ein Städtchen am Meer im Süden der Toskana, mit bunten Häusern und einer Festung im Zentrum. Bei Tuscan treffen realistische und malerische Gestaltung aufeinander, wobei auch die Festung gut ins Bild passt und für Abwechslung sorgt. Egal, ob man am Startplatz einen Blick aufs Meer wirft oder zwischen den alten, teilweise mit Efeu bewachsenen Häusern Eindrücke sammelt. Alles ist stimmig gestaltet und versprüht Toskana-Atmosphäre. Wer genau hinsieht, findet auch vielerorts kleine Details und Eastereggs, beispielsweise auf Schildern.

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Für die Source Engine dürfte das so ziemlich das visuelle Limit sein. Die Map besteht fast ausschließlich aus Models und Displacements. Sogar der Boden ist ein 3D-Modell und nicht wie sonst üblich eine 2D-Textur. Und an dieser Stelle auch gleich die Entwarnung: Trotz des hohen Detailreichtums sind die verschiedenen Spielermodelle über die ganze Map hinweg gut sichtbar.

Damals und heute

Tuscan basiert auf Mill – einer Map, die zu CS 1.6-Zeiten exklusiv in der CPL genutzt wurde. Tuscan ist also ein Nachbau: Zu einem großen Teil ist es das gleiche Layout, aber ein paar Areale wurden verändert. Dadurch gab es damals keine Copyright-Probleme mit der CPL und folglich konnte diese Mill-Variante auch in anderen Ligen verwendet werden. Diese Tatsache machte Tuscan sehr beliebt.

Mill hat recht komplexe Layout-Verzweigungen rund um Bombenplatz B, die teilweise auch einfach unnötig wirken. Durch seine Vereinfachungen in diesen Arealen ist Tuscan besser spielbar als sein Vorbild. Auch das Entfernen der absurd langen Abzweigung in der Kanalisation, die quer unter der ganzen Map verläuft und am Bombenplatz B endet, war sicherlich kein Fehler. Das gleiche gilt für den verbliebenen Ausgang auf Bombenplatz A, der von einem Loch mit Leiter in eine Tür verwandelt wurde.

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Das CS:GO Remake ist sehr nahe am Tuscan von damals dran. Das Layout reiht sich bei Dust 2, Mirage, Cache und Konsorten ein. Durch ein paar Eigenheiten, wie den Weg durch den Untergrund, die Brücke oder den Z-Gang mit dem Fenster, wird das ansonsten recht typische Layout stellenweise individualisiert. Tuscan spielt sich damit anders als die oben genannten Maps, bleibt aber dem herkömmlichen Drei-Wege-Prinzip treu.

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Den Zauber von damals in die Moderne zu bringen, erweist sich allerdings als schwierig. Hier stößt das Remake durch seine Originaltreue an Grenzen beim Gameplay. Die Level-Design-Standards sind vor allem in der CS:GO-Ära deutlich höher geworden. Tuscan leidet vor allem unter relativ langen Sichtlinien rund um den A-Spot und die Mitte sowie einigen zentral wichtigen Stellen, an denen die Angreifer beim Vorrücken zu mehreren Seiten hin offen sind. Und die CTs können mit Hilfe ihres Equipments (v.a. Molotovs) schon frühzeitig Durchgänge versperren und damit kurz nach Rundenbeginn große Teile der Map einnehmen und kontrollieren.

Es ist eben eine solide Map von damals, die sich nun in einem neuen Counter-Strike mit etwas anderen Regeln versucht. Da viele Spieler aber genau diese Map von damals wollen, wäre es nicht auszumalen was catfood sich anhören müsste, wenn er ganze Areale oder Routen verändert hätte. So bleibt beispielsweise die Mitte ein wahres Sniperparadies, aber das gehört eben zur Map dazu. Der Spagat zwischen gezielter Nachbildung und Transfer in die Moderne war sicherlich kein einfacher.

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Durch die zeitgemäße visuelle Gestaltung wirkt natürlich alles etwas runder als früher und an der ein oder anderen Stelle gibt es weitere Modernisierungen im Detail. Ein Beispiel ist der Säulengang (oder auch Kistengang), der nun zur Hälfte nach oben hin geöffnet ist. Das war wahrscheinlich größtenteils eine Entscheidung für die Optik, ermöglicht es aber auch Rauchgranaten von dort auf den Bombenplatz B zu werfen.

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Der im Original etwas unschöne Untergrund ist breiter und offener gestaltet. Dank der angebrachten Gitterstäbe ist er besser einsehbar und Granaten können einigermaßen sinnvoll eingesetzt werden, falls das mal nötig sein sollte.

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Der Z-Gang hat jetzt eine Einbuchtung ins Mauerwerk, wo früher nur gestapelte Kisten standen. Beim Fenster gibt es ein zusätzliches Stück Mauer, um die Winkel zu entschärfen. Und die Brücke wurde von ihrem störenden Geländer befreit. Hier und da haben sich also Kleinigkeiten geändert und die Winkel sind nicht zwangsläufig dieselben wie damals. All die kleinen Änderungen sind für sich genommen sinnvoll, dürften aber von den meisten (Gelegenheits-)Spielern kaum bemerkt werden und sich auch nicht gravierend auswirken.

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Hypetrain… Choo! Choo!

So außergewöhnlich das Tuscan Remake in grafischer Hinsicht ist, so gewöhnlich ist es in spielerischer. Natürlich heißt das nicht, dass der Spielspaß ausbleibt. Der Hype um Tuscan herum suggeriert allerdings ein besonders hohes spielerisches Niveau. Wettkampftechnisch war das Layout aber schon damals keine Offenbarung. Mit größter Vorsicht hat catfood es auf CS:GO übertragen und im Rahmen der Möglichkeiten optimiert.

Dass in den letzten Jahren immer wieder Rufe nach Tuscan laut wurden, liegt wohl an einer Kombination aus nostalgischen Gefühlen und der Tatsache, dass es bisher einfach kein anständiges Remake gab. Es ist natürlich völlig nachvollziehbar, dass ein Map-Klassiker von früher zurückgewünscht wird. Dieses Bedürfnis ist jetzt endlich erfüllt.

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Fazit zu Tuscan

Nachdem catfood das Tuscan Remake übernommen hat, war klar, dass etwas Großes daraus wird. Die Optik ist bombastisch. Und Tuscan ist immer noch Tuscan. Das Remake ist dem Original sehr treu geblieben, was gleichzeitig auch sein größter Schwachpunkt ist. Doch wer sein Tuscan von damals haben möchte, hat es hier in der bestmöglichen Version.

Download: Tuscan im Steam Workshop