Golden

Ein interessantes Stück japanischer Geschichte wird hier verarbeitet: Es geht um Kohle, die einst als „schwarzes Gold“ für ein durchaus goldenes Zeitalter sorgte. Was heute davon übrig ist, mag im echten Leben nur ein ausgedientes Erinnerungsstück sein, doch die Counter-Strike 2 Map Golden hat es in ein aufregendes Szenario verwandelt.

de_golden cs2
Golden spielt auf einer kleinen und dicht bebauten Insel.

Ein goldenes Zeitalter

Um die Faszination dieses Szenarios zu verstehen, benötigen wir vorab ein paar historische Informationen. Die Insel Hashima wurde Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Hochburg des Kohleabbaus. Dabei ist sie gerade einmal 480 mal 150 Meter groß. Und das wirklich Verrückte daran ist, dass dort zeitweise über 5000 Menschen lebten. Auf sehr engem Raum. Damit das möglich war, ähnelte die Insel in ihrem Aufbau einem Schlachtschiff, was ihr den Spitznamen „Gunkanjima“ (japanisch) bzw. „battleship island“ (englisch) einbrachte. Seit 1974 ist die Insel unbwohnt.

Wenn du dich jetzt fragst, wie es dort aussieht, kannst du entweder eine Suchmaschine deiner Wahl bemühen oder du entscheidest dich für die abenteuerliche Variante und spielst Golden. Für ihre Map haben vachinski und wavybby nämlich diese spannende Insel als thematische Grundlage gewählt. Natürlich ist die Darstellung hierbei überzogen, aber genau so muss das bei einer ansprechenden Map sein. Es wirkt trotzdem alles sehr realistisch. Angefangen bei den authentischen Häusern mit ihren ausgiebigen Holzfassaden, bei denen aber auch zwischendrin der Beton zum Vorschein kommt. Und diese stilechten Häuser bilden eine Einheit mit den industriellen Gebäuden, ohne dass es irgendwie seltsam wirkt.

de_golden cs2
Industrie und ästhetische Holzhäuser koexistieren an diesem historischen Ort.

Anders als im echten Leben wirkt die Insel bei Golden lebendig. In einem kleinen Imbisstand kocht die Suppe vor sich hin, als sei gerade noch jemand dort gewesen und im Stand am Hafengelände liegt frischer Fisch, der auf einen Käufer wartet. Und natürlich spenden noch eingeschaltete Glühbirnen sowohl in den Innenbereichen als auch außen an den Wänden dezentes Licht. An den sowieso schon ausgezeichnet gestalteten Häuserfassaden hängen vielerorts Tücher und zwischen den Häusern sind Seile gespannt, an denen die typisch japanischen Laternen hängen, die erfreulicherweise auch auf Beschuss reagieren.

de_golden cs2
Achtung heiße Suppe! Und mit den Laternen wird erst nach dem Essen gespielt, liebe Kinder.

Jedes Areal der Map strotz vor Details. Oft sind es auch Kleinigkeiten, wie z.B. nasse Böden mit Spiegelungen oder Gitter, durch die man hindurchsehen kann, die den Unterschied zwischen gut und sehr gut ausmachen. Böden sind teilweise rissig und verdreckt, an den Wänden kann man die Folgen der Witterung sehen. Auch die einfachen Wellblechfassaden machen dank überhandnehmendem Rost und abstehender Enden etwas her.

Das Gefühl sich auf einer abgeschiedenen Insel zu befinden, wird vor allem durch den T-Spawn transportiert, weil dort auch der Blick aufs Wasser gewährt wird. Die untergehende Sonne färbt die Wolken orange und spendet noch ein bisschen Licht in diesem kleinen Areal. Das seichte Rauschen der Wellen und der Lärm der Möwen sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Und im Hintergrund dudelt ein Radio verlassen vor sich hin.

de_golden cs2
Ankunft am Anlegeplatz bei idyllischem Abendrot.

Egal in welche Ecke der Blick wandert, es gibt an der Optik nichts zu bemängeln. Die industriellen und traditionell japanischen Elemente greifen überraschend gut ineinander. Golden ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie für sich genommen recht unspektakuläre Subthemen zusammen etwas Interessantes ergeben. Die Insel ist einfach schön.

Prädikat: clever!

Sowohl visuell beeindruckend als auch spielerisch auffallend ist der A-Spot. Schon beim Betreten entfaltet sich ein Gefühl von Größe und die einfallsreiche Gestaltung sorgt dafür, dass es keineswegs als langweilige Industriehalle abgestempelt werden kann. Im Zentrum des Geschehens befindet sich der Ölbohrturm, der aufgrund seiner Höhe von allen Orten der Map sichtbar ist und somit als Wahrzeichen der Orientierung dient.

Spielerisch ungewöhnlich wird der Spot dadurch, dass es auf einer Seite gleich drei Eingänge gibt. Allerdings müssen die Angreifer für zwei davon erst einen Kampf in der Mitte eingehen, wobei einer noch zusätzlich mit einer Doppeltüre versehen ist. Zudem können diese drei nebeneinanderliegenden Eingänge praktisch in eine Richtung gedeckt werden. Ansonsten gibt es noch einen weiteren Zugang, nämlich von A-Lang. Dieser führt in Form einer Erhöhung auf den Spot und bietet ein großes geöffnetes Fenster für Granatenwürfe.

de_golden cs2
Drei Eingänge auf einer Seite scheint zunächst etwas viel, macht mit Blick auf das Layout aber Sinn.

Während hier der Höhenunterschied deutlich ist, hat Golden ansonsten eine eher unauffällige, aber sehr angenehme Vertikalität. Wenn man nicht speziell darauf achtet, merkt man fast gar nicht, wie man durch die Routen zwischen den Höhenebenen wechselt. Nur die Leiter in der Mitte ist natürlich ein offensichtlicher Faktor. Sonst sind es einfach hier und da ein paar Stufen oder dezente Steigungen auf den Wegen.

Die Mitte erfordert noch eine genauere Betrachtung: Wie schon angedeutet, spielt sie eine tragende Rolle für den Angriff auf A. Durch den Einsatz einer Rauchgranate kann sie aufgeteilt werden. Über die schon angesprochene Leiter geht es nach unten und dann entweder ganz schnell zu B oder durch die Doppeltüre auf A. Wird die Leiter nicht genutzt, kann mit der eingenommenen Mitte alternativ ein weiterer Eingang zu A erreicht oder den CTs bei B in den Rücken gefallen werden.

de_golden cs2
Beim kleinen Durchgang links gibt es eine Leiter, die auf die untere Ebene führt.

Der unterirdische Weg dient der sehr schnellen Rotation zwischen den beiden Bombenplätzen. Allerdings ist dieser Weg sehr eng und gleicht damit einer Todesfalle. Obendrein haben die Autoren hier auch sehr clever mit unterschiedlichen Bodenarten gearbeitet, damit sich schnelle Rotationen lautstark ankündigen. Hört man Gegner über Metallgitter rennen, weiß man direkt wo sie gleich auftauchen werden. Vor den beiden Spots unterscheidet sich der Boden dann zwischen Fließen bei A und Holz bei B. Der gezielte Einsatz verschiedener Untergründe lässt sich auch an anderen Orten der Map entdecken. Beispielsweise müssen die Terroristen vor B entweder durch eine Pfütze oder über Holzstege rennen.

de_golden cs2
Hierhin führt die Leiter. Wer hier unten rennt, schreit nach Aufmerksamkeit.
de_golden cs2
Über Holz oder durch die Pfütze – beides macht Geräusche beim Rennen.

Haben wir eigentlich schon über den zweiten Verbindungsweg zwischen den Spots geredet? Einer der drei nebeneinanderliegenden Eingänge bei A kommt nämlich von einem Tunnel, dessen anderes Ende vor dem einzigen dedizierten Zugang zu B liegt. Kommen die Terroristen also vor B nicht weiter, können sie relativ schnell Richtung A verschieben. Dabei ist der Tunnel schön gebogen konstruiert, so dass es ist nicht möglich ist von einem Spot zum anderen rüberzuschauen. Die Möglichkeit für dynamische und interessante Runden ist durch das Layout also absolut gegeben. Clevere Ideen und eine makellose Umsetzung ergeben bei Golden ein Gesamtkonzept, in dem alles Sinn macht und für die Spieler leicht verständlich ist.

de_golden cs2
Dieser Tunnel ist eine weitere Verbindung beider Spots und damit ein zentrales Layoutelement von Golden.

Beim Level Design war übrigens noch Lukyvald unterstützend tätig, weshalb er im Workshop ebenfalls als Autor aufgelistet ist. Dieser trug sicherlich auch einen wichtigen Teil zum ausgeklügelten Layout bei. Ansonsten arbeitete aber mit einem anderen Team an der Map Alpine, die es beim Wettbewerb auf den zweiten Platz geschafft hat.

Fazit zu Golden

Es ist schon etwas verwunderlich, warum Golden beim Mapcore Big Adventures Mapping Contest nicht unter den Top 4 gelandet ist. Unserer Meinung nach hätte diese Map genauso gut Platz 1 sein können. Die beiden Autoren vachinski und wavybby haben in jeglicher Hinsicht etwas Beeindruckendes erschaffen. Eine visuelle Umsetzung auf dem Niveau der offiziellen Maps mit viel optischer Tiefe und Liebe zum Detail. Dazu ein ideenreiches Layout mit interessanten Abwandlungen vom etablierten Standard. Golden ist definitiv eine der besten Custom Maps für Counter-Strike 2.

Download: Golden im Steam Workshop