Grail

Der 1. Platz beim Mapcore Big Adventures Mapping Contest, das soll was heißen: Grail sticht aus der Menge heraus und entführt uns in einen märchenhaften Minigolfpark. Für dieses bunte Szenario hat sich Lizard, einer der bekanntesten Mapper aus der CS:GO-Ära, mit radu und flowlee zusammengetan. Ihr gemeinsames Werk für Counter-Strike 2 muss vieles richtig machen, wenn es sich gegen die wirklich starke Konkurrenz beim Mapping Contest durchsetzen konnte.

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Man kommt sich vor wie in einem Märchen. Und hier wird Minigolf gespielt?

Für Jung und Alt

Sobald man seinen virtuellen Fuß in diese Map setzt, kann man den Zauber regelrecht spüren. Es ist ein großangelegter Minigolfpark, der durch seine Gestaltung eine Art Märchen erzählt. Entsprechend ist auch der Look sehr stilisiert. Bei Veröffentlichung der Map wirkten einige Texturen noch zu comichaft, selbst wenn die Map einen nicht realen Ort abbilden soll. Es erinnerte etwas an die Map „Blizzard World“ aus Overwatch. Doch mittlerweile wurden mehrere Texturen überarbeitet und treffen den Stil von Counter-Strike 2 nun deutlich besser.

An beiden Spawns entfaltet sich der Themenpark und weckt eine geradezu kindliche Begeisterung. Beispielsweise sind die Schilder am T-Spawn mit einer Schatztruhe bzw. einem halben Steuerrad verziert und stimmen auf das Abenteuer ein. Natürlich hat man aber auch die riesige Burg vor sich. Das entsprechend relativ saubere und glatte Mauerwerk erstreckt sich über große Teile der Map. Es wechselt sich aber mit ebenfalls sehr stilisiertem Holz ab, dessen teilweise akzentuierte Kanten und geschwungene Formen eine harmonische Ergänzung bilden.

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Mit seinem sehr stilisierten Look wollte Grail beim Mapping Contest aus der Menge herausstechen.

Den Bezug zur realen Welt gibt es vor allem durch die Skybox. Wer den Blick in die Ferne richtet, sieht im Hintergrund die Skyline einer Großstadt. Das fällt vor allem auf der A-Lang-Route auf: Der Ausblick auf die idyllische Umgebung des Parks macht es zu einem der schönsten Orte auf der Map, doch auch der Kontrast zum städtischen Umfeld macht sich durch die Weitsicht bemerkbar. Wer auf dieser Route nach links zur Mitte abbiegt, kommt außerdem in eines der wenigen kleinen Areale, die mit ihrer technisch orientierten Gestaltung aus dem Märchenlook herausfallen und innerhalb der Map den notwendigen Gegensatz bilden.

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Der Ausblick auf die malerische Parkumgebung begeistert und die Stadt im Hintergrund stellt den Bezug zur Realität her.

Und an dieser Stelle müssen wir auch den Elefanten im Raum ansprechen… also den Oktopus. Der war schon in frühen Konzeptversionen ein zentrales Element der Map. Und zum Glück wurde er trotz einer vermutlich nicht einfachen Umsetzung beibehalten. Mit seinen Tentakeln bringt er weitere geschwungene Formen ins Spiel und ist ein wunderbares Designelement rund um dem Bombenplatz A und die Route dort hin. Beispielsweise bohrt sich ein Tentakel durch die große Holzhütte, während sich ein anderer den Leuchtturm krallt. Verdammt cool!

Und zwischendrin wird Minigolf gespielt. Immer wieder tauchen die kleinen grünen Flächen mit ihren Löchern und Fähnchen auf. Dazu gibt es mancherorts Schilder, die die märchenhafte Geschichte über den angreifenden Oktopus, die tapferen Ritter und den Heiligen Gral erzählen. Die Map ist also voll und ganz von ihrem Thema durchzogen. In echt wäre so ein umfangreicher Park nur für Minigolf kaum denkbar, aber die Idee wird hier einfach sehr gut verkauft.

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Jeder Bereich hat seine eigenen Ideen, aber alles passt zum übergreifenden Thema.

Der stilisierte Look ist sicherlich nicht jedermanns Sache, wurde aber professionell und konsequent umgesetzt. Durch verschiedene Subthemen wie z.B. das Städtchen, der wütende Oktopus, der Thronsaal oder auch der eher kerkerhafte Bereich im Schloss, gibt es in jeder Ecke des Parks etwas Neues zu entdecken.

Hole in one

Die individuelle Gestaltung der Areale sorgt dafür, dass man sich schnell zurechtfindet. Grail liegt ein typisches 3-Wege-Layout mit bekannten Elementen wie einer Tür und Fenstern in der Mitte zugrunde. Trotzdem ist der Aufbau nicht stumpf. Er wird durch viele kleine und größere Höhenunterschiede, wie z.B. auf der A-Route, aufgelockert und in spielerisch wichtigen Gebieten haben die Autoren ein paar wirksame Ideen einfließen lassen.

Das beginnt bei den Verbindungswegen zwischen den Routen, die übrigens auch visuell äußerst passend sind. Die bereits angesprochene Verbindung zwischen der A-Route und der Mitte wurde über einen Technikraum realisiert. Dieser bietet sowohl einen defensiven Ausgang zur Mitte, aber mit der Tür auch einen offensiven und riskanten Weg. Die Tür führt die Angreifer auf A-Kurz, ohne dass sie direkt die Mitte durchqueren müssen, macht sie aber trotzdem zu leichten Zielen, sofern die Verteidigung richtig steht.

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Der Technikraum ist spielerisch wertvoll und sorgt gleichzeitig dafür, dass das Szenario glaubhaft bleibt.
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Durch die Türe zu gehen lohnt sich, wenn die Verteidigung unaufmerksam ist.

Der Verbindungsweg zwischen B-Route und Mitte führt durch einen kleinen Shop mitsamt dessen Lagerraum. Dieser Raum hat zudem ein kleines Fenster, das einem anderem Fenster gleicher Größe direkt gegenüber liegt. Dazwischen befindet sich eine Art Grube zum verstecken. Die Fenster sind passierbar und zusammen mit der Grube bilden sie ein weiteres Layoutelement, das Risiken brigt, aber den Spielfluss wirkungsvoll belebt.

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Durch das Fenster kann man abkürzen, wird aber zu einem leichten Ziel.

Prägend für die Mitte ist die Brücke über einen kleinen Krater, der auch begehbar ist. Campen unter der Brücke ist also möglich. Davon abgesehen gibt es sowohl für die CTs als auch für die Terroristen jeweils ein Fenster in einem Turm, was regelmäßige Scharfschützenduelle befeuert.

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Fenster in der Mitte: Check. Es gibt sogar ein zweites, das gegenüber liegt.

Über die Brücke geht es direkt in die Burg hinein und ohne große Umwege auf Bombenplatz B, der gleichzeitig auch als CT-Spawn dient. Der runde Thronsaal hat nicht nur einige Säulen, sondern auch kleine und große Goldhaufen sowie einen zauberhaft animierten Nachthimmel als Decke. Aufgrund der spezifischen Deckungselemente und weil die Zugänge gleichmäig in alle Richtungen verteilt sind, ist es kaum möglich die Bombe sicher zu legen.

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Der Thronsaal ist CT-Spawn und Bombenplatz zugleich. Die Säulen bieten nur bedingt Deckung.

Rein geografisch liegen die beiden Bombenplätze gar nicht so weit voneinander entfernt. Teilweise kann man sogar hören, was auf dem anderen Bombenplatz vor sich geht, so wie es beispielsweise auch bei Nuke der Fall ist. Die Verschiebungszeiten sind auch relativ kurz. Vor allem die Kontrolle über die Mitte ist hierbei entscheidend. Dort gibt es ein paar Ecken zum Lauern und Spieler beider Teams können von verschiedenen Wegen in die Mitte gelangen.

Von A-Kurz hat man zwar relativ gute Sicht auf den Spot und zusätzlich den Ausgang des direkten Verbindungswegs der Spots im Visier, allerdings sind einige Teilbereiche auch nicht einsehbar und es gibt trotzdem Ecken zum Legen der Bombe, die vor dieser Position geschützt sind. Außerdem ist der von A-Kurz aus nicht sichtbare Bereich wiederum durch einen kleinen Steg auf der A-Lang-Route teilweise einsehbar. Diese kleinen Finessen im Layout machen es am Ende spürbar besser als den Durchschnitt.

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Bombenplatz A ist umwerfend schön gestaltet. Der Tentakel ist ein zentrales Deckungselement.

Ein witziges Gimmick auf A ist ein kleines Loch am unteren Ende einer der Wände in der Legezone, das zum Minigolfspielfeld dazugehört. Hier können theoretisch aber auch Rauch- und Blendgranaten durchgeworfen werden. Ansonsten bietet der A-Spot unter anderem durch die Tentakeln eine thematisch passende und ansprechende Deckung.

Fazit zu Grail

Bei diesem talentierten Team aus Lizard, radu und flowlee bestand kein Zweifel, dass Grail eine fantastische Map wird. Sie ist ein Vorzeigemodell dafür, wie Thema und Layout perfekt miteinander harmonieren und ein authentisches Szenario bilden. So spektakulär wie der dargestellte Minigolfkurs ist das Gameplay zwar nicht, aber es profitiert von der geschickten Kombination bekannter Elemente und kann auf ganzer Linie überzeugen. Ob Grail letztendlich den 1. Platz verdient hat, ist aufgrund der mächtigen und teilweise ebenbürtigen Konkurrenz (wie z.B. Golden oder Warden) eine subjektive Frage. Das ungewöhnliche Szenario bleibt definitiv im Gedächtnis und wurde dermaßen gut umgesetzt, dass es keineswegs ein unverdienter Sieg ist.

Download: Grail im Steam Workshop

Abschließende Leseempfehlung: In einem Artikel bei 80.lv erzählen die drei Autoren unter anderem wovon sie sich inspirieren ließen, welche Ideen sie für die Map hatten und wie der Art Style letztendlich umgesetzt wurde.