Wenn ein Gefängnis alt und verlassen ist, dann will man es gerne auch mal von innen sehen. Das dachten sich wohl auch die “Ganoven” catfood, Almaas und Thomas, denn sie haben den verlockenden Charme einer heruntergekommenen Haftanstalt in eine unerhört gute Counter-Strike 2 Map gepackt.
Prison broke
Warden war von Anfang an ein heißer Kandidat beim “Big Adventures” Mapping Contest von Mapcore. Aber Abenteuer und Gefängnis, passt das überhaupt zusammen? In diesem Fall schon. Was die drei Autoren hier erschaffen haben, gleicht einem wahrhaftigen “Lost Place”, wie man ihn beispielsweise aus Fernsehdokumentationen kennt. Ein einst prächtiges Bauwerk, das mittlerweile verlassen und verwahrlost ist. Als Vorbild für diese Map dient wenig überraschend die einstige Gefängnisinsel Alcatraz, die heutzutage ein beliebtes Reiseziel für Touristen darstellt.
Unmissverständlich wird der Bezug zum berüchtigten Hochsicherheitsgefägnis durch die Skyline und die zu San Francisco gehörende Golden Gate Bridge im Hintergrund. Der virtuelle Trip in das für Deutschsprachige sehr einprägsame “Felsen Prison” ist es wert. Die Abendsonne färbt das Szenario in ein warm wirkendes Licht und die letzten Sonnenstrahlen des Tages sorgen für ein Funkeln auf der Wasseroberfläche. Geradezu idyllisch!
Obwohl es eigentlich nicht überraschen sollte, ist es erstaunlich was die drei Spitzbuben aus der Vorlage gemacht haben. Die direkte Spielumgebung ist dermaßen schön und detailreich, dass man sich wie bei einem echten “Lost Place” von seiner Anziehungskraft überwältigen lässt und alles genau unter die Lupe nehmen möchte. Über rissige Wege, bei denen teilweise schon das Unkraut zum Vorschein kommt, sind die einzelnen Gebäude miteinander verbunden. Ein Hof mit Basketballkorb darf natürlich nicht fehlen. Die Vegetation verbreitet sich in den Außenbereichen unkontrolliert, Tore sind verrostet, Mauern und Zäune teilweise kaputt und die Backsteine sind auch nicht mehr alle da, wo sie mal waren.
Egal in welche Himmelsrichtung der Blick wandert, es gibt keine langweilige Stelle und alles wirkt stimmig. Auch das Mauerwerk gefällt mit seinen abwechslungsreichen, aber dennoch in Einklang stehenden Texturen. Der marode Zustand des Gefängnisses wurde perfekt dargestellt. Selbst die nicht betretbaren Gebäude und Bereiche sind großzügig einsehbar und entsprechend ausgeprägt gestaltet. Nur schade, dass Hintergrundgeräusche im Freien so gut wie nicht vorhanden sind.
Hinter Gittern
Die Innenräume sind genauso bemerkenswert angefertigt. Hier wird ein Gefühl von Größe vermittelt und trotzdem ist die Menge an Details sehr hoch. Gleichermaßen fällt die abwechslungsreiche und maßgeblich für die Stimmung relevante Beleuchtung auf. In vielen Räumen herrscht der warme Farbton des eindringenden Sonnenlichts vor, wobei es mancherorts sogar noch mehr ins Orange geht. Das sticht direkt ins Auge, aber es wirkt nicht falsch. Die innersten Bereiche, in die nur wenig Licht von außen eindringen kann, haben dagegen einen kalten Farbton. Der Kontrast funktioniert ziemlich gut.
Die vielen Fenster machen sich auch durch ihre Schattenwürfe positiv bemerkbar. Vor allem, da alle Fenster in Reichweite natürlich mit einem Gitter versehen sind – das ist realistisch und gleichzeitig ein cleverer Kniff, um die Schattenwürfe noch interessanter zu machen. Viele dieser Fenster sind zudem undurchsichtig, trotzdem haben sie künstlich einen starken Schein spendiert bekommen. Das untermalt das atmosphärische Szenario der untergehenden Sonne über San Francisco. Wunderschön!
Der Aufbau des virutellen Gefängnisses ist umfangreich durchdacht. Bei genauer Betrachtung wird ersichtlich, dass die Map an den Chokepoints vor den beiden Spots Alternativen für die Angreifer bietet. Kommt man nicht weiter, kann man direkt einen anderen Weg einschlagen. Anders als beispielsweise bei der Banane auf Inferno oder A-Lang auf Dust 2 ist man nicht eingesperrt und hat neben “durchziehen” und “zurück zum Spawn” eben noch eine weitere Option.
Dadurch ist das Layout relativ verschachtelt und es sind wahrscheinlich ein paar mehr Runden nötig, bis man die Routen und ihre Verbindungswege verinnerlicht hat. Es ist aber nicht zu abgefahren, so dass es abschrecken würde. Die Autoren haben hier einen guten Kompromiss gefunden, durch den Warden interessant und frisch wirkt.
Das Szenario macht es natürlich einfach Möglichkeiten für Granatenwürfe glaubhaft einzubauen. An geeigneten Stellen sind Löcher in den Wänden und (Dach-)Fensterrahmen gut erkennbar integriert. Gutes Beispiel dafür ist das markante Loch im Mauerwerk bei Bombenplatz A, durch das unkompliziert Rauch- und Blendgranaten auf den Spot geworfen werden können. Beim innen gelegenen Bombenplatz B gibt es als Ausgleich dafür ein großflächiges Dachfenster. Es mangelt also nicht an spielerischer Tiefe.
Fazit zu Warden
Verhaftet wegen Schönheit! Was catfood, Almaas und Thomas hier präsentieren, ist im positiven Sinne kriminell. Warden offenbart uns ein spannendes Szenario, das mit einem enormen Detailgrad und meisterhaft eingesetztem Licht aufwartet. Das Layout funktioniert trotz seiner überdurschnittlichen Komplexität ausgezeichnet und sorgt dafür, dass wir diese virtuelle Gefängnisinsel immer wieder betreten möchten.
Download: Warden im Steam Workshop